Der SHZ hat die Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten zur Kommunalwahl interviewt.
Die Fragen und die Antworten von Truels Reichardt, unserem Kreisvorsitzenden und Spitzenkandidaten zur Kreistagswahl, gibt es hier und nachfolgend:
- Nennen Sie ein Thema, das für Nordfriesland aus Ihrer Sicht am dringlichsten ist und erklären Sie, wie Sie es anpacken wollen.
Neben vielen anderen Themen ist derzeit die Sicherstellung der Krankenhausversorgung am dringlichsten – auch mit Blick auf die Situation in den Nachbarkreisen.
Wir als SPD stehen zu unserem Klinikum Nordfriesland mit seinen Standorten in Husum, Niebüll und Wyk in Trägerschaft des Kreises. Krankenhäuser gehören in öffentliche und gemeinnützige Hand. Daher lehnen wir eine Privatisierung unseres Klinikums strikt ab und sind dazu bereit, dass der Kreis weiterhin das hohe jährliche Defizit ausgleicht und so unter anderem auch die Geburtsstation in Husum erhält. Dafür werden wir auch weiterhin der Landes- und Bundesregierung in Sachen Klinikinvestitionen und Reform der Klinikfinanzierung auf die Füße treten – egal welche Parteien dort gerade in Verantwortung sind.
- Was ist Ihr Ansatz, um der Klimakrise entgegenzuwirken? Wie kann Nordfriesland aus Ihrer Sicht klimaneutral werden?
Aus unserer Sicht ist der Ausbau der erneuerbaren Energien der einzige Weg nicht nur für eine klimaschonende, sondern auch sichere und preisgünstige Versorgung mit Strom und Wärme.
Die Energiewende muss am Gemeinwohl orientiert, solidarisch organisiert und bezahlbar für alle sein, wenn Klimaneutralität gelingen soll. Verbote von Öl- und Gasheizungen à la Habeck treffen vor allem diejenigen, die sich eine kostspielige klimaneutrale Heizung nicht leisten können und spalten die Gesellschaft. Wir brauchen stattdessen öffentliche Wärmenetze, so dass jeder und jede sich Klimaneutralität leisten kann, eine flächendeckende Bürgerbeteiligung bei Wind- und Solaranlagen sowie die Stromveredelung vor Ort ein – auch für unsere Wirtschaftskraft.
Ein weiteres Beispiel für die sinnvolle Verbindung von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit ist die Kostenfreiheit des Schulwegs auch für Oberstufe und Azubis sowie die Nutzung des Deutschlandtickets für die Schülerbeförderung.
- Wie lassen sich aus Ihrer Sicht Tourismus und bezahlbarer Dauerwohnraum in Nordfriesland unter einen Hut bringen?
Bezahlbarer Dauerwohnraum in Nordfriesland ist eine der Grundvoraussetzungen, damit unsere Region weiter vom Tourismus profitieren und unser Wohlstand erhalten bleiben kann. Die Wertschöpfung im Tourismus stößt bereits jetzt an seine Grenzen, weil die Arbeitskräfte, die in dieser Branche häufig vergleichsweise wenig verdienen, hier keine bezahlbare Wohnung finden können.
Damit endlich bezahlbarer Wohnraum für diese und viele andere Bevölkerungsgruppen geschaffen wird, wollen wir eine kommunale Wohnungsgesellschaft gründen, die ohne Renditeinteresse arbeitet. Denn der freie Markt alleine löst erfahrungsgemäß das Problem nicht, so dass wir als Ergänzung die öffentliche Hand brauchen, um die Bedarfe aller Nordfriesinnen und Nordfriesen zu decken.
Außerdem kann es in manchen Orten sinnvoll sein, wenn Gemeinden im Rahmen ihrer Planungshoheit Ferien- und Zweitwohnungen einschränken, während sie weiterhin das Angebot an Grundstücken für den Wohnungs- und Eigenheimbau hochalten.