An kaum einem anderen Standort in Deutschland lassen sich wirtschaftliche Chancen und Energiewende so gut miteinander verbinden wie in Nordfriesland. In den letzten Jahrzehnten hat sich so neben dem Tourismus, dem Handel, dem Handwerk und der Landwirtschaft ein heute nicht mehr wegzudenkendes und unverzichtbares Standbein entwickelt. Wir möchten, dass sich die insgesamt sehr positive wirtschaftliche Entwicklung in Nordfriesland fortsetzt – nachhaltig und mit Bürgerinnen und Bürgern, die davon profitieren.
Der Klimawandel bedroht kaum eine Region so stark wie Nordfriesland mit seiner Küstenlage und den Inseln und Halligen. Auch aus diesem Grund stehen wir in Nordfriesland modellhaft für die Umstellung auf erneuerbare Energien. Gleichzeitig sind erneuerbare Energien der einzige Weg in eine sichere, klimaschonende und preisgünstige Versorgung mit Strom und Wärme. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien betreiben wir Klimaschutz, beenden die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und verbinden beides mit wirtschaftlichen Chancen, von denen unsere Bürgerinnen und Bürger und unsere Gemeinden direkt profitieren sollten.
Es ist breiter gesellschaftlicher und politischer Konsens, dass die Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen so rasch wie möglich reduziert werden soll. Dabei jedoch auf Ölbohrungen im Wattenmeer oder auf Flüssiggas und Fracking zu setzen, ist aus unserer Sicht der falsche Weg. Beides würde unsere Natur zerstören und den Klimawandel beschleunigen. Ein Flüssiggas-Terminal in Brunsbüttel ist für uns nur als Übergangslösung akzeptabel. Stattdessen müssen wir alles daransetzen, die erneuerbaren Energien, insbesondere die Windenergie und die Photovoltaik, zügig auszubauen. Wir appellieren daher an die Landesregierung, die Kriterien für den Ausbau der Windenergie anzupassen und die Planung neuer Photovoltaik-Anlagen zum Gegenstand der Landesplanung zu machen. Oberstes Ziel muss die flächendeckende und verlässliche Wärme- und Stromversorgung aus unserem eigenen regenerativ erzeugten Strom zu bezahlbaren Preisen sein.
Daher setzen wir uns für die Veredelung des in unserer Region erzeugten Öko-Stroms vor Ort ein. Dabei ist uns besonders wichtig, dass nicht nur die großen Investoren davon profitieren. Das in Nordfriesland bereits erfolgreich eingeführte Modell der Bürgerwindparks führt dazu, dass in erster Linie unsere Bürgerinnen und Bürger etwas davon haben. Entsprechend hoch ist die Akzeptanz bei uns. Aber auch der Kreis und die Gemeinden sollten sich Einnahmequellen aus energiewirtschaftlicher Tätigkeit erschließen können. Falls also neue Windkraftanlagen oder Solarparks in Nordfriesland errichtet werden, wollen wir uns mit aller Kraft – im Rahmen der Einflussmöglichkeiten des Kreises – dafür einsetzen, dass diese Anlagen entweder als Bürgerwindparks errichtet oder von den Kommunen betrieben werden. Auf jeden Fall muss bei jeder neuen Wind- oder Solarenergieanlage gewährleistet sein, dass der Kreis und/oder die Gemeinden zumindest einen Anteil daran erhalten. Dann könnte z.B. festgelegt werden, dass Bürgerinnen und Bürger, die von den negativen Auswirkungen der Anlagen unmittelbar betroffen sind, als Entschädigung während der Laufzeit der Anlagen nur einen reduzierten Strompreis bezahlen müssen. Wir werden die Landesebene auffordern, eine entsprechende gesetzliche Regelung, wie sie mittlerweile vom Bundesverfassungsgericht bestätigt worden ist, zu erlassen.
In Bezug auf die Energiegewinnung aus Biogas können Anlagen zur Resteverwertung mit entsprechendem Wärmekonzept durchaus sinnvoll sein. Grundsätzlich sollten unsere Ackerflächen jedoch zur Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden. Um windstille und sonnenarme Zeiten auszugleichen, unterstützen wir stattdessen die Weiterentwicklung von Speichertechnologien, insbesondere von Wasserstoff sowie die Innovationen der regionalen Wasserstoffwirtschaft.